Die Idee, das Talsperrenwasser zur Stromerzeugung zu nutzen, folgt Überlegungen zur planmäßigen Sanierung und Erneuerung bestehender Rohrleitungsabschnitte im Fernwasserversorgungssystem Mittel-/Nordthüringen. Der sogenannte "Westring" bezeichnet ein Doppelrohrleitungssystem, das Gotha, Teile des Kreises Sömmerda sowie die nördlichen Stadtteile Erfurts seit den 1960er Jahren mit Trinkwasser versorgt. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Erfurt wird bereits im Jahr 2011 ein Konzept zur hydraulischen Optimierung des Fernwasserversorgungsnetzes erarbeitet. Die Studie berücksichtigt sowohl demografische als auch wirtschaftliche Entwicklungsprognosen bis zum Jahr 2050. Die Untersuchungen ergeben, dass für die gesicherte Trinkwasserversorgung Thüringens nicht mehr der Betrieb beider Rohrleitungen des Westrings notwendig ist.
Zeitgleich führt die Thüringer Fernwasserversorgung eine Bedarfsanalyse für die Trinkwasserversorgung aus dem Talsperrensystem Ohra, Schmalwasser und Tambach-Dietharz durch. Die Studie ergibt, dass die Talsperren Schmalwasser und Tambach-Dietharz derzeit nicht für die Trinkwasserversorgung benötigt werden. Das Talsperrenwasser kann damit für weitere Zwecke genutzt werden. Als nächstes wird geprüft, ob die beiden Talsperren für die regenerative Energieerzeugung eingebunden werden können. Machbarkeitsstudien in den Jahren 2012 und 2017 bestätigen dies. Außerdem wird festgestellt, dass das Talsperrenwasser landwirtschaftlichen Betrieben zur Bewässerung bereitgestellt werden kann. Aus Gründen der Daseinsvorsorge wird die Trinkwasserschutzzone rund um die Talsperre Schmalwasser weiterhin aufrechterhalten.
Im Jahr 2018 beginnt die Thüringer Fernwasserversorgung mit den Streckenumbauten zur Leitungstrennung des Westrings. Mit Trennung der Versorgungssysteme werden umfangreiche Instandhaltungsarbeiten umgesetzt: Armaturen werden gewechselt und in Funktionsbauwerken werden Leitungsabschnitte erneuert. Während die Wasserkraftanlage an der Talsperre Schmalwasser bereits seit den 1990er Jahren in Betrieb ist, werden zwei weitere entlang der Strecke neu errichtet. Die endgültige Trennung der Doppelleitung auf dem Westring erfolgt im Jahr 2019. Nach einem Probebetrieb wurde die Westringkaskade im Sommer 2020 final in Betrieb genommen. Seither wird das Wasser der Talsperre Schmalwasser zur Erzeugung regenerativer Energie genutzt.
Grundsteinlegung für das neue Wasserkraftwerk.
Übergabe der freigelegten alten Verrohrung des Marbachs.
Anlieferung der ersten Turbine.
Anschluss der neuen Leitung an die bestehende Rohwasserleitung.
Anlieferung der zweiten Turbine.
Abschluss der technischen Inbetriebnahme und Beginn des Probebetriebs der neuen Wasserkraftanlagen.